O.A./ BE 2/89/ Bereits im 18. Jahrhundert wurde von der Prämonstratenser-Reichsabtei Schussenried im Steinhauserried (nördlich von Schussenried) Torf abgebaut. 1803 wurde das Kloster (einschließlich Ried) verstaatlicht.
Ab 1879 wurde der Torf maschinell abgebaut. Zu jener Zeit entstanden die ersten Feldbahnen. Ihre Aufgabe war es, den gewonnenen Rohstoff zu den Pferdefuhrwerken zu bringen, die das Brennmaterial zur "Staatsirrenanstalt" im ehemaligen Klosterkomplex oder zur Staatsbahnstation Schussenried zur Verladung schafften. Diese Bahn bestand bis zu Eröffnung der 750 mm-Staatsbahnstrecke Schussenried Bf - Buchau im Jahre 1896. Damals dachte man gleich an einen ordnungsgemäßen Anschluß der Torfbahn an die Staatsbahn. Bei km 5.5 entstand ein Gleisdreieck und ein neues Torfwerk. Die Feldbahn führte von Gleisdreieck weitere 800 m nach Norden zu einer Torfbrikettfabrik, die zwischen den Weltkriegen errichtet wurde und wo die Staatsbahnwagen beladen wurden. Daran schloß sich das reine Abbaugleisnetz an, das in seiner größten Ausdehnung 20 km Gleis maß.
Die Lokomotiven der Torfbahn waren auch auf Staatsbahngleisen zugelassen! Auf dem 3.8 km langen Streckenteilstück zwischen dem Torfwerk (km 5.5) und dem Anschluß Wilhelmshütte im ehemaligen Klosterbezirk (km 1.7) wurden gelegentlich Torfzüge gefahren. Außerdem wurde regelmäßig der Anschluß der Heilanstalt, die 1875 ebenfalls im ehemaligen Klosterkomplex untergebracht wurde, bei km 2.3 mit Feldbahnzügen angefahren. Es gab festgelegte Fahrpläne für diese Züge!
Wenige Jahre nach Eröffnung der Buchauer Schmalspurbahn entstand am Torfwerk ein Haltepunkt gleichen Namens, der hauptsächlich den Arbeitern diente. Den Fahrkartenverkauf nahm die benachbarte "Wirtschaft z. Torfwerk" vor (aus: K. Seidel: Schmalspur in Baden-Württemberg, 1984).
Die Brikettfabrik wurde in den ersten Nachkriegsjahren eingestellt, der ganze Torfabbau folgte schließlich in den 60er Jahren. Eine Lok wurde angeblich an ein Schotterwerk in Biberach/Riß verkauft. Ein Geräte- und ein Personenwagen gelangten als Gartenbuden an Eisenbahnfreunde aus Dürmentingen und Biberach.
Aus der Feldbahn wurden Feldwege, die Brikettfabrik dient heute als Scheune, die Heilanstalt wurde umgebaut und der Anschluß zur Wilhelmshütte (Schwäbische Hüttenwerke) wurde nach Stillegung der Schmalspurbahn zusammen mit dem Streckenstück zum ehemaligen Torfwerk umgespurt. Am Torfwerk wird heute Kies abgebaut.
Die Lokliste entstand größtenteils aus LV-Angaben, allein ein Foto zum Feldbahnbetrieb ließ sich auftreiben. Ergänzungen und Bestätigungen sind gern willkommen.
Um noch einmal den deutlichen Unterschied zwischen "LV" und "neu" klarzustellen: Die "neu"en Loks sind - wie die "LV"-Loks - fabrikneu nach Schussenried gekommen, sie wurden aber - im Gegensatz zu den "LV"-Loks - dort auch tatsächlich nachgewiesen. Auf die "LV"-Loks weist einzig und allein das Lieferverzeichnis hin.
Staatlich Württembergische Torfverwaltung, |
Spur: | 750 mm | |||||||
Stand: | |||||||||
# | Nr. | Herstellerdaten | Bauart | Typ | Lstg. (PS) | Gew. (t) | Vmax (km/h) | Bem. | |
Hohenzollern | Bt | ||||||||
Hagans | Bt | ||||||||
Deutz | Bbm | 16 | 12 | ||||||
3 | Deutz | Bdm | 3.2 | 13.3 | |||||
Deutz | Bdm | 3 | 13.3 | ||||||
Deutz | Bdm | 3.2 | 13.3 | ||||||
Deutz | Bdm | 3.2 | 13.3 | ||||||
Schöma | B.m | 25 | |||||||
Schöma | B.m | 25 | |||||||
|
© BE 2/1989