20.02.2004-info/ jm/ Aus privater Initiative erhielten die Grube Kunst, die Seelenberger Hütte und die Kunster Metallhütte 1882 durch eine 2355 m lange Grubenbahn mit 850 mm Spurweite einen Anschluß an den Staatsbahnhof Herdorf, die Kosten für den Bahnbau einschließlich der Betriebsmittel beliefen sich auf 160.000 Mark. Zur Überwindung einer 193 m langen 9 %-Steigung wurde eine Vierschienenbahn nach dem System von Rimberton mit innerer Reibungsspur von 700mm verlegt, diese aber bereits 1890 mit dem Erwerb einer zweiten Lok auf eine normale Riggenbach-Zahnstange umgerüstet. 1907 mußte die Trasse der Grubenbahn auf den ersten 800 m an die Freiengrunder Eisenbahn abgegeben und eine neue Verladung in Struthütten errichtet werden. Nach der Schließung der Grube Kunst 1924 nutzte die Kunster Metallhütte die Bahn noch bis 1926, Anfang der 30er Jahre wurde die Bahn abgebaut. Im Kunstertal erinnert heute, nach 70 Jahren, nur noch der Straßenname "Am Bähnchen" an diese Bahn.
Die erste Zahnradlok bauteHagans 1881 in Erfurt. Diese Lok arbeitete für den Reibungs- und Zahnradbetrieb mit getrennten, in ihren Auslegungen aber gleichen, Antrieben, die beide im Rahmen der Lok angeordnet waren und eine Leistung von je 30 PS erbrachten. Unter dem Führerhaus hatte man die Vorgelegewelle mit dem Antriebsritzel untergebracht. Die Welle wirkte direkt auf das Zahnrad, welches über ein Dreiecksgelenk verstellbar war. So konnte die Differenz der abgenutzten Radreifen ausgeglichen werden. Für die Lok bekam Hagans 1881 ein Patent, es blieb aber die einzige von Hagans gebaute Zahnradlok. Richtig überzeugen konnte die Maschine nicht, zumal die geringe Leistung für nur 20 t Anhängelast ausreichte. Technische Mängel zwangen bereits 1890 zum Kauf einer zweiten 80 PS-Lok. Diesmal war es die erst Zahnradlok der nahe gelegenen Firma Jung in Kirchen bei Betzdorf. Sie hatte einen Außenrahmen, verfügte über eine Dampf-, Band- und Handbremse und eine aufwendige Allan-Trick-Steuerung. Jung rüstete auch die Hagans-Maschine um, die fortan als Reserve diente und mit der Beschaffung der dritten Lok verschrottet wurde. Das dritte Fahrzeug war ebenfalls wieder ein "Erstlingswerk", diesmal von der Firma O&K (erste Zahnraddampflok, bereits 1901 hatte O&K zwei elektrische Zahnradlokomotiven geliefert). Auch mit dieser 1907 gekauften 125 PS starken Maschine gab es Probleme, nach kurzer Zeit mußte Henschel Teile des Triebwerks verstärken. Die beiden letztgenannten Lokomotiven bewältigte bis 1926 den Güterverkehr und wurden nach 1930 bei der Firma Kretzer in Neunkirchen verschrottet. Für den Güterverkehr waren 5 Plattformwagen, 24 offene Kastenwagen und ein Bereisungswagen vorhanden, verwendet wurden Mittelpuffer mit Kettenkupplung.
Nr. | Hersteller | FNr. | Bj. | Art | Spur mm | LüP mm | Achsstand mm | Dienstge- wicht t | Vmax km/h | Bemerkung |
Hagans | 122 | 1881 | 850 | 5500 | 1700 | 11,0 | 20 - 4 | geliefert am 02.04.1882; 1890 Umbau in B/a-n2t, um 1907 ++ | ||
- | Jung | 78 | 1890 | B/a-n2t | 850 | ~5000 | 1700 | 18,0 | ~10 | geliefert am 17.04.1890, nach 1930 ++ |
- | O&K | 2365 | 1907 | B/a-n2t | 850 | ~5300 | ~1700 | 20,0 | nach 1930 ++ |
Kunstertalbahn: Die Zahnradlok von Jung, FNr. 78/1890.
Kunstertalbahn: Die Zahnradlok von O&K, FNr. 2365/1907.
© Info von Jens Merte