von Christopher Wulfgramm, Stuttgart, veröffentlicht in DS 101
Das Werk wurde 1850 gegründet. Seit 1985 ist die Firma mehrheitlich im Besitz der britischen Firma Reckitt & Colman; in der Folge wurde bis Ende 1990 das Werk in Bad Salzuflen stillgelegt. Hier ist heute nur noch Vertrieb und Marketing ansässig was nur noch eine historische Betrachtung dieser Werkbahn erlaubt.
Ein normalspuriges Anschlußgleis gab es seit der Eröffnung der Strecke Herford - Lage - Detmold der Cöln-Mindener Eisenbahn am 31. Dezember 1880. Schon seit Dezember 1879 durfte die Firma Hoffmann mit Pferdebetrieb auf der im Bau befindlichen Strecke Güter nach Herford befördern.
Außerdem soll es seit ca. 1881 eine pferdebetriebene Schmalspurbahn im Werksgelände und zum Bahnhof gegeben haben, mit der Stückgut befördert wurde [2]. Auf alten Fotos sind Schmalspurgleise, Drehscheiben und handbetriebene Palettenwagen zu sehen [6]. Man erkennt darüberhinaus, daß die Schmalspurbahn mit leichten Feldbahnschienen mit Stahlschwellen ausgerüstet war, es gab Schleppweichen und rechtwinklige Kreuzungen, die Räder hatten keine Doppelspurkränze [8].
Einen Gleisplan dieser Pferdebahn von 1883 findet man im übrigen in einem Buch über die Straáenbahnen im Lipper Land [2], S. 11.
Auf alten Ansichtskarten vom "11.1.1912" sieht man im Werksgelände einen kleiner zweiachsiger Pferdebahn-Personenwagen stehen [s.a. 3 und 8]. Herkunft und Bedeutung des Wagens sind völlig unbekannt, es könnte sich um ein Personenbeförderungsfahrzeug der Direktion gehandelt haben. Ähnlichkeiten gibt es zwischen diesem Wagen und Wagen der Salzufler Straßenbahn-Wagen (Bild in [2], S. 13)
Ein weiterer, anders aussehender Pferdebahn-Personenwagen ist auf einem anderen historischen Foto zu sehen [8+9]. Es wurde anläßlich des Besuchs des lippischen Regentenpaares am 17.8.1895 aufgenommen.
Ob diese Pferdewagen auf Normal- oder Schmalspur liefen, ist unbekannt.
Möglicherweise stammten die Pferdewagen von einer der umliegenden Pferdestraßenbahnen in Bad Salzuflen (1909-1924), Stadthagen (1897-1930) oder Bad Pyrmont (1879-1925)? Laut S. Wiesekopsieker ist auch ein Eigenbau möglich.
Normalspur-Fahrzeuge
Die erste Werklok dürfte die folgende Lok gewesen sein:
Betriebs-Nr. 1, Bn2t, Henschel Fabriknummer 961, Baujahr 1878.
Laut Fabrikliste geliefert an "eigenes Werk", also Henschel in Kassel. Das einzig bekannte Bild der Lok, Aufnahmejahr 1899, ist im Stadtarchiv vorhanden. Die Lok hat Ähnlichkeit mit der Regeltype "Bonifatius", abweichend ist jedoch das Führerhaus hinten offen [7].
Henschel begann seinerzeit erst langsam, im Bau von Werklokomotiven Fuß zu fassen und sich einen Kundenstamm aufzubauen. Erste Werkloks wurden 1861 gebaut, die Regeltype "Bonifatius" ab 1876. Dies dürfte erklären, daß die Fabriknummer 961 zuerst an das eigene Werk geliefert wurde, um sie dort erproben und vorführen zu können.
Von der Lok ist in einer Rechnung des Kesseluntersuchungs-Vereins eine Heizfläche von 33,4 m2 überliefert [8].
Es ist anzunehmen, daß diese Lok recht bald nach der Eröffnung des Anschlußgleises 1879 an die Firma Hoffmann geliefert wurde.
Belegt ist ihre Existenz durch ein Foto von 1899 und durch die Akte Nr. 376, die einige Korrespondenz zwischen Hoffmann und der Maschineninspektion Minden (KPEV) enthält [8]. Hier ist in Briefen aus der Zeit zwischen dem 11.4.1896 und dem 28.11.1907 von der Lok die Rede; sie wird bezeichnet als "Dampflok Henschel 961", "Lok-Kessel No. 1", "Lok Betr. No. 1", "Lok Fabriknr. 147", "Lok Fabriknr. 167 (961), No. 1", "Ordnungs-Nr. 1" usf. Dabei sind die genannten Fabriknummern 147 und 167 rätselhaft. Es könnte sich entweder um eine von der Lok abweichende Kessel-Fabriknummer, oder um eine Registrationsnummer bei der Kesselrevision gehandelt haben.
Im Oktober 1901 erhielt die Lok eine Hauptuntersuchung bei Henschel.
Im letztgenannten Schreiben, demjenigen vom 28.11.1907, wird der Maschineninspektion Minden gemeldet, daß die Lok "mit dem heutigen Tage außer Betrieb gesetzt" worden sei. Auf den weiteren Verbleib, also Verkauf oder Verschrottung, findet sich in der Akte kein Hinweis.
Die nächsten Werkloks waren die folgenden:
Name: EDUARD HOFFMANN, Betriebs-Nr. 1 (in zweiter Besetzung), Bfl, Hanomag 5166/1907:
neu geliefert laut, Akte 376, im Herbst 1907, Abnahme 2.10.1907 [8]. Schon damals wurde die Lok in den Akten als "No. 1" bezeichnet, auf Fotos ist jedoch zu erkennen, daß sie ursprünglich nur den Namen, erst später dann auch eine Nummer trug. Hanomag-Werkstyp Cicalona, Beschreibung in den Hanomag-Werksnachrichten [5], Nr. 7/1915, S. 113. In Akte 376 befindet sich eine Zeichnung des Kessels. Bei einem Besuch 1973 war sie noch als Reservelok vorhanden, 1983 wurde sie an die Hammer Eisenbahnfreunde e.V. verkauft, 1986 wurde sie als Denkmal im Maximilianpark in Hamm aufgestellt[8]. 1997 übernahm ein Privatmann aus Hannover die Lok für ein zukünftiges Werkbahnmuseum.
Betriebs-Nr. 2, Bfl Henschel 25927/1944:
Laut Fabrikliste neu geliefert. Es handelt sich um eine Bauart, die von Henschel bereits in den Dreißiger Jahren entwickelt wurde, während des Krieges wurde dieser Typ im Rahmen des "Kriegslok-Typenprogrammes" als KFL 2 bezeichnet, und auch nach 1945 baute Henschel den Typ noch einige Jahre lang. In einer Akte findet sich Korrespondenz aus den 1960er Jahren mit diversen Bahnwerkstätten (Georgsmarienhütten-Eisenbahn, Osthannoversche Eisenbahnen, Westfälische Lokomotivfabrik Hattingen u.a.), in denen die Lok untersucht wurde bzw. werden sollte [8]. Bei einem Besuch 1973 war sie noch Einsatzlok, sie wurde "Anfang der siebziger Jahre auf dem Werksgelände verschrottet" [6].
Die obere Aufnahme der Hanomag-Bfl entstand vermutlich um 1912 und zeigt die Lok noch ohne Betriebsnummer, aber mit dem Namen "Eduard Hoffmann". Auffallend der weit nach vorne ausladende Kessel, gut erkennbar ist auch die Steuerung. Wer genau hinsieht erkennt am Führerhaus auch ein reliefartig gegossenes Schild mit der Darstellung einer sich putzenden Katze. Dieses alte Firmensymbol von Hoffmann's Stärke (fragt mal Eure Oma...) verschwand später von der Lok. Die Aufnahme unten zeigt die gleiche Lok am 17.11.1993 auf ihrem Denkmalsplatz im Maximilianspark in Hamm. Auch dort steht die Lok nicht mehr, aufgenommen wurde sie damals von Frank Glaubitz. (Photos: Stadtarchiv Bad Salzuflen, Slg. Wulfgramm, Repro Stresow) |
Jeweils während der Revisions- und Reparaturarbeiten an den eigenen Werkloks lieh sich die Firma Hoffmann Rangierloks von der Staatsbahn aus. Aus Korrespondenz in der Hoffmann-Akte 376 gehen im einzelnen hervor:
Lok 1490 vom 14.8.1901 bis 22.11.1901:
Dabei handelt es sich um eine Bn2t-Lok der sogenannten "Hannoverschen Form", geliefert als Henschel 1413/1881 an die Hannöversche Staatsbahn Nr. 621, ab 1883 KPEV Hannover 1490, ab 1906 Hannover 6068, Gattung T 2. Die Lok war noch mindestens bis 1906 im Bestand der KPEV.
Lok 6077 vom 9.3.1914 bis ? :
Die Lok ist Bauart B1n2t, Musterblatt IIIÿ4ÿh der KPEV, geliefert von Henschel 4289/1895 als Hannover 1644, ab 1906 Hannover 6077, Gattung T 2, bei der KPEV ausgemustert 1915, also nicht lange nach dem Einsatz bei Hoffmann.
Lok 6005 vom ? bis 2.7.1917:
Diese Lok ist eine sogenannte "Omnibuslok" der Bauart 1An2vt für leichte Züge, gebaut von Henschel 1604/1883 für die KPEV als Hannover 1909, ab 1906 Hannover 6005, Gattung T 0. Die letzte bekannte Bestandsmeldung lautet bei der KPEV 1.5.1914, Bw Uelzen. In der Hoffmann-Akte heißt es in einem Brief vom Maschinenamt Hameln an Hoffmann vom 10.5.1917, die Lok sei "jetzt in Hildesheim" und könne ausgeliehen werden. Im Umzeichnungsplan der Deutschen Reichsbahn von 1925 war sie nicht mehr enthalten, schied also zwischen 1917 und 1925 aus.
Lok 6169 vom 6.12.1920 bis ? und wieder vom 27.10.1924 bis 18.11.1924:
Diese Lok war eine preußische T 3 nach Musterblatt IIIÿ4ÿe, gebaut als Hanomag 2479/1893 für die KPEV Hannover 1772, ab 1906 6169, ab 1925 Deutsche Reichsbahn 89 7128, ausgemustert 1928. In einem Schreiben des Bahnbetriebswerks Hameln vom 22.12.1920 wird angefragt, wann die Lok zurückerwartet werden könne.
Die Liste dürfte wesentlich länger sein. Alle Loks wurden jeweils für einige Wochen angemietet und anschließend an die Staatsbahn zurückgegeben.
Nachfolger der Dampfspeicherloks war [10] ein 1972 beschaffter Schienen-Straßen-Unimog, von dem keine Daten bekannt sind. Solche Fahrzeuge auf der Basis des Daimler-Benz-Unimogs lieferten die Firmen Ries (später Zagro), Bruchsal sowie Zweiweg-Fahrzeug-GmbH, Rosenheim. Ende 1991 war im Werksgelände kein Fahrzeug mehr zu sehen.
Weiterhin besaß die Firma eigene normalspurige Güterwagen (14-20 Stück), laut einer Aktennotiz waren es im Jahre 1968 (nach Verschrottung des offenen Wagens Nr. 12): 9 geschlossene, 3 offene Wagen und 1 Selbstendladewagen [8 + 10].
Die normalspurigen Güterwagen Nr. 5, G2, van der Zypen & Charlier ca. 1895 (lt. Stresow: Baujahr 1914), und Nr. 9, O2, van der Zypen & Charlier 53458/1896, wurden 1986 an das Eisenbahnmuseum Brügge e.V., Hagen/Wuppertal verkauft. [4]
27.01.2004-info/ ws/ Der Zweiwege-Unimog ist schon seit einige Jahre bis zum heutigen Tage bei den Verkehrsbetrieben Extertal in Extertal Bösingfeld im Einsatz.
Quellen:
© Christopher Wulfgramm, Stuttgart, veröffentlicht in DS 101 mit freundlicher Genehmigung der Drehscheibe (http://www.drehscheibe-online.de)
© Info von Wolfgang Schröder