29.07.2006-info/ pf/ Laut „Eisenbahn im Bautzener Land“, S. 40f. bzw. 110f., war die Lausitzer Maschinenfabrik (damals führend in der Herstellung von Dampfspritzen) bereits seit 1846 Transportkunde der Bahn. Ab 1897 produzierte das Werk als Zweigstelle des Hamburger Unternehmens „Wagenbauanstalt und Waggonfabrik für elektrische Bahnen (vormals W. C. F. Busch)“ Straßenbahn- und Eisenbahnwagen. Diese wurden anfangs noch mit Pferdegeschirren die kurven- und steigungsreiche Strecke von der Neuschen Promenade über die Neustädter Straße, Heilig-Geist-Brücke und Alte Dresdner Strasse zur Güterabfertigung an der Packhofstr. transportiert – dabei stürzte auch einmal ein nagelneuer Wagen tief hinunter in die Spree. 1899 suchte man nach einem einfacheren Transportweg und entschied sich für eine Überquerung des Spreebogens östlich des Werkes und einen Straßenausbau hinauf zur Wilthener Str. – alles auf Kosten des Werkes! Diese neue Straße, die heutige Fabrikstr., war ab 1902 im Adressbuch der Stadt Bautzen verzeichnet. Bis 1911 wurden die Waggons dann gleislos auf Straßenrollern von bis zu 52 Pferden die steile Fabrikstr. (49%o, die „Straßen von San Francisco“ lassen grüßen!) hochgezogen und anschließend (ebenfalls gleislos) über die Wilthener Str. und die Moritzstr. zum Verladegleis 24 an der neuen Ladestr. II des Bautzener Güterbahnhofs gebracht.
Nach der Spreebegradigung vom Dezember 1909, bei der der Verlauf der Spree aus dem Bogen östlich des Werkes zu einer Geraden westlich des Werkes verändert wurde, wurde bis September 1911 ein Gleis mit Rillenschienen in der Fabrikstr. verlegt, vorerst aber nur als Pferdebahn für den anschließenden Straßentransport zum Güterbahnhof. Nachdem das Werk ab 05. März 1912 den Rangierbetrieb mit einer feuerlosen Eigenbau(!)-Dampfspeicherlok aufnahm, beantragte es den Anschluss einer Industriebahn am Ausziehgleis 84 des Bahnhofs Bautzen. Den Abzweig hierzu stellte die KSäStsEB bereits im Sommer 1912 ab der Anschlussweiche 65 bis zum km 0,150 zum Errichten des neuen Gasometers her. Nach Fertigstellung des Übergabebahnhofes zwischen Wilthener und Neusalzaer Str. erfolgte 1915 die Anbindung der gesamten Industriebahn.
Ferner beschreibt der Autor Hans von Polenz auch die Verlegung des Streckengleises Bautzen – Wilthen von westlich nach östlich des Bahnbetriebswerkes, wodurch das alte Streckengleis zum Industriegleis degradiert wurde, welches nur noch den Waggonbau und einige Abstellgleise („Güterbahnhof II“, von wo aus die Baustoffe fuer den NVA-Flugplatz Litten „24/7“ (wie man heute neudeutsch sagt) umgeschlagen wurden) anband.
Nicht einmal in dem (sehr gut recherchierten und von einem Fachmann zusammengetragenen) genannten Buch verzeichnet ist folgender Sachverhalt:
Das alte Streckengleis (bzw. dessen Verlängerung zu den Ladestraßen), welches in einem Prellbock an der Wilthener Str. endete, sollte konkreten Planungen zufolge über den Acker in einem großen Rechts-Bogen an das Gelände der heutigen SULO Umweltservice GmbH (vormals: AWA Abfallwirtschaft Altvater & Co. GmbH & Co. KG) Preuschwitzer Str., herangeführt werden (ca. 500 m Neubau-Strecke).
Auf den heutigen Geländen der Firmen SULO, OBAG bzw. des Betonwerkes war vor der Wende ein im Bau befindliches, aber nicht mehr fertiggestelltes Plattenwerk, in dem Komponenten für den Wohnungsbau (WBS 70, sog. „Platte“) für den Export in die Sowjetunion hergestellt werden sollten. Neben einer Halle, Sozialbaracken und einem Kran hatte das Baukombinat bereits Gleise auf dem Hof (des heutigen Entsorgern) verlegt.
Ziel war ferner (und das ist sehr interessant!), die Preuschwitzer Str. zu kreuzen – und man hätte mitten im Werk des VEB Waggonbau gestanden (dort, wo heute das Straßenbahn-Testgleis ist). Vorteil war ganz klar die Umgehung der mit 49%o erheblich ansteigenden und zudem gefahrträchtig im Verkehrsraum verlaufenden Anbindung über die Fabrikstr. – Unfälle hatte es inder Vergangenheit oft genug gegeben (bis hin zu Bremsversagen bei der Talfahrt, so dass eine Lok mit Waggons in die Schiebebühnengrube gefahren sein soll).
Diese Planungen wurden jedoch – bedingt durch die Ereignisse der Wende – nur noch teilweise verwirklicht. Das Betonwerk wurde verselbständigt, die Hallen übernahm der besagte Entsorgungsbetrieb, der innerhalb kurzer Zeit den nicht mehr benötigten Kran und das (nie benutzte!) Gleis abbaute und das Baugeschäft wurde von der OBAG übernommen.
08.09.2004/ mh/ muy/ Angetroffen wurde die Lok 346 W 2, deren Daten allerdings nicht bekannt sind (ist das LEW 14535 ?).
10.01.2006-info/ sh/ Die V 60 W 2 im Wagonbau Bautzen ist die FNr. 14535. Die läuft jetzt wohl in Freital im Edelstahlwerk.
13.03.2006-info/ pf/ Mit Lieferdatum 22. Februar 2005 erhielt Bombardier die derzeit im Einsatz stehende Lok. Es handelt sich um die LEW 15129/1976 (02/2005 ex WIG; ex Kraftwerk Boxberg). Die bisher vorhandene V60D wurde an WIG Brieske abgegeben. Dem Leiter der Anschlussbahn, Herrn Brückner, an dieser Stelle vielen Dank für die freundlichen Unterstützung!
16.06.2007-info/ pf/ Sächsische Zeitung 08.05.2007, S. 13/ Bis zum Jahresende 2007 entsteht auf dem Werkgelände in Bautzen ein 850 m langer Schienenring, auf dem Straßenbahnen realistisch erprobt werden können. Dauerprobefahrten mit simulierten Halten an Haltestellen (Abbremsen, Türen öffnen bzw. schließen, Anfahren) können so besser durchgeführt werden. Bisher ließ Bombardier diese Probefahrten beim Kunden „vor Ort“ durchführen, was allerdings deren Streckennetz blockierte und daher i. d. R. nachts erfolgte. Zudem entstanden massive Reisekosten für das technische Personal. Fertigstellung ist zum Jahresende geplant.
01.03.2008-info/ pf/ Am 01. Februar 2008 wurde in Anwesenheit des Bautzener Oberbürgermeisters Christian Schramm sowie des sächsischen Wirtschaftsministers Thomas Jurk auf dem Werkgelände in Bautzen ein 850 m langer Schienenring, auf dem Straßenbahnen realistisch erprobt werden können, eröffnet. Damit erhielt Bautzen nach all den Jahren nun doch eine Straßenbahn-Strecke... Nun können Dauerprobefahrten mit simulierten Halten an Haltestellen (Abbremsen, Türen öffnen bzw. schließen, Anfahren, Wenden) schon im Werk statt wie zuvor erst beim Kunden durchgeführt werden. Dadurch wurde, um deren Streckennetz nicht zu blockieren, i. d. R. nachts in den Betriebspausen gearbeitet – nun ist ein durchgehender Test bei Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h möglich. Auch enthält das Gleis Steigungen bzw. Gefälle von bis zu 3%. Zudem wurden Prüf- und Umspurhallen errichtet. Auch kann der Kurs für Fahrerschulungen genutzt werden. Der Premieren-Zug war ein Fahrzeug aus Dortmund (DSW 21, Nr. 6). Die Auftragsbücher sind gut gefüllt: Neben den 47 Fahrzeugen für Dortmund werden momentan 146 Fahrzeuge für Frankfurt/M., 20 für Bremen, 30 für Dresden und 24 vollautomatische Fahrzeuge für die Docklands Light Railway, London, gebaut.
Künftig wird jede Bahn vor Verlassen des Werkes einen 500 km Dauertest absolvieren, die „Premieren-Fahrzeuge“ einer neuen Baureihe sogar je 5.000 km – einzig die Fahrzeuge für Dresden und Leipzig können hier wegen ihrer abweichenden Spurweite auch künftig nicht getestet werden. Am anderen Ende des Werkgeländes wurde zudem ein Schnellfahrgleis für Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h errichtet – auch dieses als 3-Schienen-Gleis. Zudem wurde bekannt gegeben, dass der Freistaat Sachsen 2008 insgesamt 8 Mio. Euro Fördermittel an die Dresdner Verkehrs-Betriebe ausschütten will – bis 2011 soll dort keine alte Tatra-Bahn mehr fahren.
Ehemaliger Bestand:
Waggonbau Bautzen: Die WL 1, LEW FNr. 17697/1983. (Foto: 11.07.1994, Manfred Uy)
Waggonbau Bautzen: WL 2, LEW FNr. 14535/1975, konnte Marco Heyde am 8. September 2004 aufnehmen.
Waggonbau Bautzen: Am 27. Mai 2005 war es dann die LEW FNr. 15129/1976, die auf dem Anschluss von Bombardier rangierte. (Fotos: Peter Flaskamp)
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