Bahn-ExpressSteinbruch- und Bergwerksbahnen zwischen Osterwald und Ith

Abgabe von Oberbau- und Rollmaterial an die Heeresbahn

Anfang des Jahres 1917 teilte die Inspektion der Eisenbahntruppen mit, daß das ihr bereits nachgewiesene Feld- und Förderbahnmaterial nicht ausreiche, um den Bedarf des Heeres und bestimmter Wirtschaftszweige zu decken. Der zur Verfügung stehende Rohstahl konnte nur zu einem kleinen Teil zur Herstellung von Feldbahnmaterial verwendet werden; es mußte demnach sowohl altbrauchbares als auch neues Material aus Landesbeständen freigemacht bzw. den Wirtschaftsbetrieben zugeführt werden, die es dringend benötigten. Dies waren die Holzabfuhr sowie Gruben und landwirtschaftliche Betriebe. Sofern loses Material nicht vorhanden war, sollte auf eingebautes zurückgegriffen werden.

Um eine allgemeine Beschlagnahme durch das Kriegsministerium zu vermeiden, ersuchte das Generalkommando durch die Polizeibehörden feststellen zu lassen, wo noch ruhendes und rollendes Feld- und Förderbahnmaterial jeder Art (auch Lokomotiven) verfügbar war und was an derartigem Material - ohne wirtschaftliche Schäden zu verursachen - ausgebaut und anderen Zwecken zugeführt werden könne.

Das Gleis- und Rollmaterial von Bauunternehmen durfte nur dann als verfügbar angesehen werden, wenn keine Bautätigkeit ausgeübt wurde oder durch die Umstände eine solche während des Krieges als nicht mehr wahrscheinlich anzusehen war. Derartige Unternehmen benötigten die Heeresverwaltung und das Wirtschaftsleben zur Ausführung von Bahnanschlußbauten, Stellungsbauten, Fabrikbauten, Waldbahnbauten usw.

Es wurde daraufhin eine Aufstellung über geeignetes Material angefertigt, aus der noch weitere Feldbahnen im Landkreis Hameln hervorgehen. Dabei handelte es sich meist um kleinere Steinbruchbetriebe und Baufirmen.

1.) Ziegelei Pannecke & Sternberg, Aerzen
Oberbaumaterial (Spurweite 500 mm): 200 m Rahmengleis (eingebaut), 150 m Gleis aus losen Schienen und 2 Weichen (Alter 14 Jahre)
Rollmaterial: 2 Kipploren (Alter 8 Jahre)
Obwohl die Produktionsaufnahme für 1917 vorgesehen war, galt das Material als sofort greifbar.

2.) Baugesellschaft Michelsohn, Hausberge (Westfalen)
Lagerort Lüningsberg, Feldmark Schwöbber
Oberbaumaterial (Spurweite 600 mm): 5106,5 m Gleis aus losen Schienen, davon 3368,35 m=Profilhöhe 90 mm; 1086,35 m=Profilhöhe 80 mm; 446 m=Profilhöhe 70 mm; 205,8 m=Profilhöhe 60 mm sowie 34 Weichen (fest eingebaut, wurde im Steinbruch benötigt, da Schotterlieferungen für die Eisenbahn ausgeführt wurden)
Bestand an losen Schienen: 101 m=Profilhöhe 90 mm; 78,4 m=Profilhöhe 80 mm; 127,6 m=Profilhöhe 70 mm; 56 m=Profilhöhe 60 mm (nicht eingebaut, Alter etwa 30 Jahre, schlechter Zustand, sofort greifbar)
Rollmaterial: 33 Kipploren je 0,75 cbm Inhalt, 61 Kastenkipper je 1,25 cbm Inhalt (Zustand teils gut, teils schlecht; wurden im Steinbruch benötigt)

3.) Wilhelm Siever, Welsede
Oberbaumaterial (Spurweite 600 mm): 300 m Rahmengleis, 3 Weichen (Alter 20 Jahre, nach Ausbau greifbar)
Rollmaterial: 4 Kipploren (Alter 20 Jahre, sofort greifbar)

4.) Friedrich Meyer, Welsede
a.) Lagerort Welsede
Oberbaumaterial (Spurweite 600 mm): 200 m Rahmengleis, 3 Weichen (Alter 20 Jahre, nach Ausbau greifbar)
Rollmaterial: 3 Kastenwagen (Alter 20 Jahre, stark abgenutzt, sofort greifbar)
b.) Lagerort Gellersen
Oberbaumaterial (Spurweite 600 mm): 200 m Rahmengleis, 2 Weichen (Alter 20 Jahre, nach Ausbau greifbar)
Rollmaterial: 2 Kipploren (Alter 10 Jahre, sofort greifbar)

5.) Witwe Wehrmann, Emmerthal
Oberbaumaterial (Spurweite 500 mm): 50 m Rahmengleis (ausgebaut, Alter 10 Jahre, sofort greifbar)

6.) Hermann Wegener, Hämelschenburg
Oberbaumaterial (Spurweite 600 mm): 1500 m Rahmengleis, 20 Weichen (Alter 5-20 Jahre, nach Ausbau greifbar)
Rollmaterial: 7 Kastenwagen, 20 Kipploren (Alter 20 Jahre, sofort greifbar)

7.) A. Pläger, Berlin - Steinbruch Brüninghausen
Oberbaumaterial (Spurweite 500 mm): 350 m Gleis aus losen Schienen, Profilhöhe 60 mm (ausgebaut, Alter 15 Jahre, nicht greifbar)
Rollmaterial: 3 Kipploren (Alter 15 Jahre, nicht greifbar)

8.) W. Hornkahl, Maurermeister in Coppenbrügge
Oberbaumaterial: 120 m lose Schienen, Profilhöhe 50 und 60 mm (Alter 10-15 Jahre, gut erhalten, sofort greifbar)

9.) Gemeinde Coppenbrügge
Oberbaumaterial (Spurweite 580 mm): 240 m Rahmengleis, Profilhöhe 60 mm (ausgebaut, Alter 10-15 Jahre, nicht greifbar)
Rollmaterial: 2 Kipploren (nicht greifbar)

10.) H. Knübel, Coppenbrügge
Oberbaumaterial (Spurweite 580 mm): 52 m lose Schienen, Profilhöhe 60 mm (Alter 10-15 Jahre, sofort greifbar)
Rollmaterial: 1 Plattformwagen, 1 Kipplore (sofort greifbar)

11.) Steinkohlenbergwerk Osterwald
Oberbaumaterial (Spurweite mit 900 mm angegeben): 300 m Rahmengleis, 1600 m Gleis aus losen Schienen, Profilhöhe 50 mm (alles eingebaut), 1000 m lose Schienen
Rollmaterial: 25 Kastenwagen
Das gesamte Material war 50 Jahre alt, in sehr schlechtem Zustand und nicht greifbar, da es zur Aufrechterhaltung des Betriebes benötigt wurde.

12.) Vereinigte Osterwald-Salzhemmendorfer Kalkwerke, Osterwald
Rollmaterial: 2 Dampfloks, 38 Kastenwagen (Spurweite 1000 mm), 20 Kipploren (Spurweite 600 mm)
Das Material wurde zur Aufrechterhaltung des Betriebes benötigt und war somit nicht greifbar.

 


© BE 1996