Bahn-ExpressSteinbruch- und Bergwerksbahnen zwischen Osterwald und Ith

Weitere Förder- und Werkbahnen im Kreis Hameln

Unter den Akten des Kreisarchivs in Hameln befinden sich auch die Statistiken aus den Übersichten über den Bestand an schmalspurigen Industrie- und Feldbahnen, die im Zeitraum zwischen 1887 und 1935 aufgestellt wurden. Hierin findet man neben den vorgehend beschriebenen Bahnen von Osterwald, Salzhemmendorf und Wallensen noch eine Anzahl weiterer Bahnen im Landkreis.

Bei der Erfassung dieser Bahnen spielte es keine Rolle, ob deren Gleise vollständig eingebaut oder teilweise gestapelt waren (ab 01.01.29 enthielt die Nachweisung auch die Bestände an Fahrzeugen und Oberbaumaterial der nicht ortsfest eingebauten Bahnen). Ausgenommen von der Erfassung waren alle Schienenbahnen mit einer Spurweite unter 500 mm und über 1000 mm, alle dem allgemeinen Verkehr dienenden Schmalspurbahnen (die es im Kreis Hameln ohnehin nicht gab) und alle Grubenbahnen unter Tage.

1.) Ziegelei Vespermann, Weenzen
Feldbahn zum Transport von Lehm aus der Lehmgrube zur Dampfziegelei in Weenzen
Spurweite: 500 mm
Gesamtgleislänge: 0,6 km (1898); 0,95 km (1901)
Oberbau: Aus Berlin bezogene Stahlschienen von 9 kg Gewicht pro m und 65 mm Profilhöhe, verlegt auf Stahlschwellen
Betriebsmittel: 1 Pferd und 12 Kippwagen zu je 30 Ztr.

2.) Steinbruchbesitzer F.W. Wellhausen in Holtensen bei Hameln
a.) Transportbahn zur Beförderung von Bruch- und Werksteinen aus den Süntel-Sandsteinbrüchen zur Verladung am Bahnhof Hasperde (Strecke Hannover-Hameln)
Spurweite: 900 mm
Gesamtgleislänge: 7,5 km (davon 3,5 km als Bremsbahn)
Oberbau: Lieferfirma Wanne-Bochum, 9 m lange Stahlschienen von 90 mm Profilhöhe und 10 t Tragfähigkeit, verlegt auf Holzschwellen (Bremsbahn) und Stahlschwellen (Pferdebahn), 4 Links- und 4 Rechtsweichen
Betriebsmittel: 6 Pferde, 1 Dampflok ab 1913/14 (Zugkraft 15 t), 35 offene Wagen zu je 2 cbm (1904-1912), 20 offene Wagen zu je 5 t und 17 Kippwagen zu je 2 t (1914-1916)
b.) Bremsbahn zur Beförderung des Abraumes auf dem Steinbruch
Spurweite: 600 mm.
Gesamtgleislänge: 0,6 km, ab 1913/14 0,8 km
Oberbau: Lieferfirma Wanne-Bochum, Stahlschienen mit 65 mm Profilhöhe auf Stahlschwellen
Betriebsmittel: 18 Kippwagen zu je 0,75 cbm Inhalt

3.) Steinbruch Helpensen, Pächter Paul Meier in Hameln
Bremsbahn zur Beförderung von Bruchsteinen aus dem Steinbruch zur Verladestelle an der Weser
Spurweite: 600 mm
Gesamtgleislänge: 0,44 km
Oberbau: Hersteller Bochumer Verein, Stahlschienen mit 65 m Profilhöhe auf Holzschwellen
Betriebsmittel: 2 Kippwagen zu je 0,75 cbm Inhalt, 6 Kippwagen zu je 0,50 cbm Inhalt (alle Angaben von 1905/06)

4.) Norddeutsche Hütte, Bremen - Steinbruchbetrieb in Polle
Bremsbahn und Horizontalstrecke zum Transport von Kalksteinen zu den Schachtöfen des Kalkwerkes
Spurweite: 600 mm
Gesamtgleislänge: 4,5 km (1923); 4,0 km (1932) bzw. 1,8 km (1935)
Oberbau: 4 m lange Schienen mit 70 und 80 mm Profilhöhe auf Holzschwellen, ab 1932 auf Eisenschwellen, Rechts- und Linksweichen je 23 (1923), je 30 (1932) bzw. je 21 (1935)
Betriebsmittel: 2 Dampfloks (Baujahr 1928, 60 PS, Gew. 6 bzw. 7 t), Kipploren zu je 1,2 t: 128 Stück (1923), 120 Stück (1932) bzw. 125 Stück (1935)

5.) Steinbruchbetrieb Richard Bullmann in Heinsen
Transportbahn vom Steinbruch in den Heinser Klippen zur Verladestelle am Weserufer
Spurweite: 610 und 650 mm
Gesamtgleislänge: 0,35 km
Oberbau: 70 mm hohe Schienenprofile auf Holzschwellen mit 2 Rechts- und 4 Linksweichen
Betriebsmittel: 22 Kipploren (alle Angaben von 1935)

6.) Baugeschäft Michelsohn, Hausberge (Westfalen)
Herstellung von Schotter (u.a. für den Gleisbau) und Pflastersteinen aus dem Steinbruchbetrieb am Lüningsberg in der Feldmark Schwöbber
a.) Schrägaufzug mit 30 PS-Benzolmotor auf 90 mm hohen Schienen, Hersteller Arthur Koppel, Kassel
b.) Bremsbahn (selbstgebaut aus eigenem Material)
Spurweite: 600 mm
Gesamtgleislänge: 1,03 km (1910); 5,0 km (1913); 5,467 km (1915); 3,0 km (1922)
Oberbau: 5-9 m lange Schienen (darunter Profilhöhe 70 mm=10 kg/m, 80 mm=12 kg/m, 90 mm=15 kg/m und 120 mm=35 kg/m), 150 m Gleis auf Eisenschwellen, Rest auf Holzschwellen, 33 Rechts- und 12 Linksweichen (1913); 10 Rechts- und 10 Linksweichen (1923)
Betriebsmittel: 1 Dampflok (35 PS, Gew. 7,5 t, Zugkraft 20 t), 1 Benzollok (30 PS, Gew. 7,5 t, Zugkraft 20 t). Beide Lokomotiven werden ab 1910 erwähnt, statt ihrer werden ab 1914 eine feststehende Lokomobile und ein stationärer Benzolmotor angegeben. Ab 1922 eine Motorlok (34 PS, Gew. 10 t, Zugkraft 50 t), 20 Kippwagen und 40 Kastenwagen (1910), Kippwagen von 1-2 t Ladegewicht: 80 Stück (1913), 95 Stück (1915) bzw. 60 Stück (1922)
c.) Normalspur
1922: 0,5 km Gleis aus 130 mm hohen Schienen mit 10 t Tragfähigkeit auf Holzschwellen
Letztmalig wurde der Steinbruch im Jahre 1948 genutzt. Die Bahn dürfte aber schon vorher - bis auf einige Gleisreste - abgebaut worden sein. Ihre Trasse ist noch als sogenannter "Lorenweg" vorhanden.

7.) Poller Ringofenziegelei und Tonwarenfabrikation Wagener & Co.
Transportbahn mit Pferdebetrieb von der Tongrube zur Ziegelei in der Nähe der Knickmühle
Spurweite: wahrscheinlich 600 mm
Gesamtgleislänge: 0,465 km mit 2 Weichen und 3 Drehscheiben
Betriebsmittel: 2 Plattformwagen, 2 Kipploren (alle Angaben aus dem Eröffnungsjahr 1902).
Diese Bahn wurde in den Übersichten nicht geführt, soll aber im Zusammenhang mit den Betrieben in Polle erwähnt werden. Im 1. Weltkrieg kam die Arbeit in der Ziegelei zum Erliegen. 1919/20 erfolgten die Abbrucharbeiten und der Verkauf aller beweglichen Einrichtungen, u.a. einer Wolf'schen Heißdampflokomobile.

8.) Poller Steinbrüche GmbH in Polle
Bremsbahn vom Steinbruch zur Verladestelle an der Weser
Spurweite: 600 mm
Gesamtgleislänge: 0,5 km (1923) bzw. 0,8 km (1935)
Oberbau: Stahlschienen mit 70 und 80 mm Profilhöhe auf Holzschwellen, ab 1935 auf Eisenschwellen, 2 Weichen (1923) bzw. 5 Rechts- und 4 Linksweichen (1935)
Betriebsmittel: 1 Rohöllok (ab 1935), Kippwagen zu je 0,75 t: 6 Stück (1923), 9 Stück (1923-29), 9 Stück (1932) bzw. 12 Stück (1935)

Folgende zwei Lokomotiven wurden an Aug. Hartmann, Steinbr., Polle/Oberweser, geliefert (LV):

 


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