Bahn-Express

Grubenbahnen im Iran

von Lars Höpel Übersichtskart

15. - 30.09.2000/ lh/ Anlässlich einer Exkursion des Instituts für Bergbaukunde III der RWTH Aachen durch den Iran vom 15. bis zum 30. September 2000, war es mir möglich u.a. vier Bergwerke zu befahren. In allen Betrieben werden Grubenbahnen eingesetzt. Natürlich stellt die Auswahl nur einen Bruchteil der noch existierenden Bahnen im Iran dar. Stöbert man nämlich in den Lieferverzeichnissen, z.B. von Diema, dann fallen einem eine ganze Reihe von Loklieferungen in den Iran auf. Der Grossteil davon wird aber wohl nur untertage eingesetzt. Angesichts der Tatsache, dass für Fachfremde ein Besuch dieser Bergwerke praktisch ausgeschlossen ist, will ich dem Feld- und Grubenbahninteressierten wenigstens einen kleinen Einblick in dieses ferne Land und seine Grubenbahnaktivitäten geben. Die Bergbaubetriebe, besonders die untertägigen, unterscheiden sich doch erheblich von deutschen Verhältnissen. Oft denkt man, die Zeit sei hier dreißig Jahre stehen geblieben. Aber man darf eines nicht vergessen: Der Iran befindet sich an der Schwelle zum Industrieland. Arbeitskräfte sind (noch) sehr billig und außerdem wird angestrebt möglichst viele Menschen zu beschäftigen, um der Armut im Land entgegenzuwirken. Daher findet man hier noch Bergbautechniken, die es bei uns schon seit ca. 30 Jahren nicht mehr gibt.


Nakhlak: Der Material- und Seilfahrtsschacht

Nakhlak: Abgestellte Hunslet-Diesellok

General Mining Co. of Iran, Blei-Zink-Bergwerk Nakhlak

Im Zentral-Iran am Rand der großen iranischen Wüste, ca. 250 km östlich von Isfahan, liegt dieses altertümlich anmutende Bergwerk, welches Blei-Zink-Erze aus einem Erzgang gewinnt. Die Lagerstätte ist durch sechs Schächte bis in 240 m Teufe erschlossen. Untertage und z.T. auch übertage wird eine Grubenbahn mit 600 mm Spurweite eingesetzt. Das untertägige Streckennetz beträgt ca. 40 km. Die Loren werden händisch bewegt. Früher gab es Diesellokbetrieb, zwei englische Hunslet-Maschinen mit unbekannten Daten stehen nahe der Aufbereitung abgestellt. Eine Lok wird anscheinend wieder repariert. Untertage fühlt man sich in eine vergangene Zeit versetzt. Es herrscht allerfeinste Grubenbahnatmosphäre wie früher in Deutschland in den 50/ 60er Jahren. Der Betrieb ist staatlich und arbeitet nicht besonders wirtschaftlich. So werden mit insgesamt 300 Mann Belegschaft (120 untertage) nur 120 t Roherz pro Tag gefördert, woraus die marode Aufbereitung immerhin noch 100 t Erzkonzentrat erzeugt.


Nakhlak: Abzug aus einem Rolloch

Nakhlak: In der Aufbereitung werden ebenfalls Loren eingesetzt

Nakhlak: An einem Streckenkreuz

Nakhlak: Grubenbahnidylle

Bafq Mining Company, Blei-Zink-Bergwerk Kushk

Das relativ moderne Bergwerk liegt zwischen den Städten Yazd und Kerman in einem hügeligen Hochland. Abgebaut wird hier ein schräg einfallendes Erzlager. Die Grube ist durch einen Schrägschacht erschlossen, durch den die Förderung des Tiefbaus erfolgt. Auch hier wird eine 600 mm-Bahn verwendet. Die Zwischenförderung vom Schrägschacht zur Aufbereitung übernimmt übertage eine ältere Hunslet-Diesellok mit einem Granby-Förderwagen auf einer etwa 100 m langen Strecke. Auf den drei Sohlen untertage verkehrt je eine der drei vorhandenen modernen Diema-Loks mit drei Granby-Wagen. Jeder Wagen fasst jeweils 2 t Roherz. Beladen werden diese Wagen von Radladern, die das Erz über Rampen und Wendeln aus den Abbauen holen.

Lokliste (600 mm):


Kushk: Eine der Diema-Loks stand in Schachtnähe

Kushk: Vorderansicht der Lok

Kushk: Die Granby-Wagen für den Erztransport

Kushk: Übertage verkehrt diese Hunslet-Maschine

Kerman Coal Company, Steinkohlenbergwerk Babnizu

Nordwestlich der Stadt Kerman liegt ein größeres Steinkohlerevier. Hier gibt es noch eine Reihe von Tiefbaugruben, die fleißig Kohle abbauen. Fährt man durch das hügel- und schluchtenreiche Land, so fallen einem überall alte Stollenmundlöcher, Halden und Gebäude auf. Wie gern wäre ich hier stundenlang rumgeklettert um ein bisschen zu stöbern. Leider war der Werksschutz hier recht streng, so dass wir nirgends fotografieren durften. Die Grube Babnizu ist durch mehrere Schächte und Tagesstollen erschlossen. Auch hier geht es nicht ohne Grubenbahn. Wir befuhren einen Tagesstollen, in dem hauptsächlich Versatz nach untertage zur Verfüllung der Abbaue transportiert wird. Eingesetzt werden große russische Akkuloks mit herkömmlichen Kipphunten auf 600 mm-Spurweite. Die Befahrung des Tiefbaus war eine abenteuerliche Expedition. Wir befuhren einen Abbau in steiler Lagerung, wobei wir uns ca. 15 m durch ein enges Rolloch senkrecht nach unten zwängen mussten. Die Bergbautechnik ist, verglichen mit der im Ruhrgebiet, äußerst primitiv. Die Kohle wird hier noch mit dem Abbauhammer gewonnen. Ausgebaut werden die engen Abbaue ausschließlich mit Holz.

National Iranian Steel Raw Materials Produce & Supply Co., Bauxit- und Argillitbergwerk Dopolan

Dieser Betrieb liegt ca. 200 km südwestlich von Isfahan auf rund 2300 m Höhe. Abgebaut wird ein feuerfester Tonstein, der zur Bauxit- und Argillitgewinnung verwendet wird. Die Lagerstätte ist durch mehrere Tagesstollen auf unterschiedlichen Niveaus erschlossen. Die Förderung übernimmt eine 600 mm-Grubenbahn. Eine moderne DIEMA-Grubenlok zieht die Loren auf der ersten Sohle zum Schrägschacht, wo eine nach der anderen hochgezogen wird und über einen kurzen Tagesstollen zur Verladerampe geschoben wird. Dort wird das Erz abgekippt und per Hand (!) sortiert. Derzeit wird mit Hilfe eines Wurfschaufelladers ein neuer Stollen aufgefahren, durch den die Lok direkt nach übertage fahren kann. Damit wird der Schrägaufzug in Zukunft überflüssig.

Lokliste (600 mm):


Dopolan: Die DIEMA-Lok stand auf der 1. Sohle

Dopolan: Die Entladerampe mit dem Tagesstollen

Dopolan: Die Hauptförderstrecke

Dopolan: Die Entladerampe


Aus dem Lieferverzeichnis der Firma Diema gehen über 150 in den Iran gelieferte Lokomotiven für Gruben hervor. Die ersten Lieferungen erfolgten 1967 und noch über den Konkurs der Diema 1993 hinaus wurden Diema-Maschinen in den Iran geliefert, denn auch die letzten zehn Exemplare aus der Konkursmasse der Firma gingen letztendlich 1994 in den Iran. Sämtliche Maschinen weisen eine Spurweite von 600 mm auf, es sind durchgehend zweiachsige Diesellokomotiven.

FNr. / Bj.Typgeliefert an
2830-2932/1967DGL20/2Sherkate Sahami Cole Maaden va Zobe Felezat [Iran]
2966/1967DGL20/2Sherkate Schami Siman Kucheh Vaziri, Teheran [Iran]
3401-3450/1973, 1974DGL30/1.5Nisco, Teheran [Iran]
3811-3819/1976DFL30/1.2Najaf, Kadisiah [Iran]
3925-3926/1976DTL30/1.2Iran Barite Co., Teheran [Iran]
4392-4413/1980DGL30/1.5Nisco, Teheran [Iran]
4546-4555/1982DGL30/1.5Nisco, Thereran [Iran]
4575-4589/1982DGL30/1.5Nisco, Thereran [Iran]
4610-4614/1982DGL30/1.5Nisco, Thereran [Iran]
4698/1984DGL30/1.5Mining and Metallurgical Company, Teheran [Iran]
4909-4911/1986DGL30/1.5Bafq-Mining Co., Kushk-Mine, Bafq [Iran]
5057-5090/1989DGL60/2.2Iranian Steel Commercial Services Co., Teheran [Iran]
5124/1990DGL60/2.2Nisco, Teheran [Iran], für Bauxit- und Argillit-Mine, Dopolan [Iran]
5180-5183/1992DGL60/2.1Simiran Co., Saniti va Mandani Irani Co., Teheran [Iran]
5189/1992DEGL30/12. Bergbaumesse, Teheran [Iran]
5202-5205/1992DGL30Iran Manganese Mining Co., Teheran [Iran]
----/1994DGL3010 Stück

Nisco = National Iranian Steel Corporation
Quelle: Lieferdatei der Firma Diema

 


© Reisebericht von Lars Höpel