Bahn-Express

Hasselfors Garden AB, S-521 95 Kättilstorp (Ryttaren)

06.10.1994 (652/13-24)(7D19, Västergötland)(SmB 1/95 -10-)(Industrilok i Västergötland -97-)/ Wieder einmal (beim nunmehr dritten Besuch) war kein Betrieb auf der Bahn, und auch das Werk lag weitgehend still. Und doch wurde uns auf Anfrage der Lokschuppen geöffnet, die beiden bekannten Loks (eine grüne Holzlok mit benzinelektrischem (!) Antrieb, sowie ein draisinenähnliches Fahrzeug) und auch zwei dreirädrige Schienenfahrräder gezeigt. Letztere haben zwar schon Spinnweben angesetzt, sollten aber gelegentlich noch benutzt werden.

Es konnte nicht geklärt werden, was sich etwas abseits unter Planen versteckt befand: Zwei sicherlich urige Lokomotiven, die wir aber in dieser Form auch schon vor 2 Jahren entdeckt hatten.

Das Beste ist allerdings die sagenhafte Strecke dieses Torfwerkes. Rund 5 Kilometer windet sie sich überwiegend durch Wald, entlang eines Baches, durch eine Flußniederung und endet schließlich im beinahe verlassen wirkenden Abbaugebiet. Unterwegs findet man zwei Abzweiger - einer schon kurz hinter dem Werk, der andere ungefähr nach einem Drittel der Strecke -, wovon aber jeweils nur noch wenige Meter liegen, der weitere Verlauf zwar noch erkennbar, aber abgebaut ist. Früher muß dies einmal ein sagenhaft schönes und großes Torfbahnnetz gewesen sein. Im Abbaugebiet wird scheinbar kaum noch gestochen, es gibt nur wenige hölzerne Überdachungen, unter denen die im Vergleich zu deutschen Verhältnissen übergroßen Torfballen zur Trocknung lagern. Fast überall sprießen Birken. Es wird offenbar nur noch ganz wenig Torf abgebaut, was auch erklärt, daß auf der Bahn kaum noch Betrieb herrscht. Dennoch ist die Strecke überall sauber verlegt, gut in Schuß und streckenweise, wo es nötig ist, sogar gemäht. Wer einmal in der Nähe ist, sollte sich unbedingt die Zeit für eine Bereisung dieser aus meiner Sicht mit Abstand schönsten Torfbahn überhaupt nehmen. Das Torfwerk liegt südöstlich von Falköping, und man fällt quasi darüber, wenn man entlang der Bahnstrecke Falköping - Mullsjö von Kättilstorp aus südwärts fährt.


11.09.1996/ Zwar herrschte heute zur Abwechslung mal Betrieb (3 Beschäftigte), doch so richtig froh sind wir trotzdem nicht geworden - gegen Mittag traf das Personal mit der Motordraisine und der benzinelektrischen Holzlok im Werk ein. Man hat gerade einen Abbauzug gefahren. Das Werk wird Ende 1997 endgültig stillgelegt. Erst kurz zuvor wurde mit ersten Abrißarbeiten begonnen: Die hölzernen Torfmagazine im Moor werden zerlegt und mit der Feldbahn ins Werk transportiert. Dazu hat man ein kurzes Stichgleis verlegt, mittels dessen Verladungen auf Lkw vereinfacht werden.

Im Moor selbst liegt noch eine größere Menge abgetrockneter Torfsoden, die offenbar aber nicht mehr geborgen werden. Wenn der Abriß der Magazine im Moor beendet ist, soll die rd. 5 Kilometer lange Feldbahnstrecke aufgerollt werden. Was mit dem Eisenbahnmaterial passieren soll, ist z.Zt. noch unklar. Dies gilt auch für die beiden abgestellten und mit einer Plane zugedeckten Lokomotiven, die hier offensichtlich nie zum Einsatz gekommen sind.

Wir waren vier Tage später noch einmal hier, um erneut per Fahrrad eine Streckenbereisung zu machen und um die o.g. verpackten Lokomotiven, sowie weitere technische Besonderheiten dieser bemerkenswerten Feldbahn zu fotografieren. Der Abriß dieser wohl einzigartig schönen Schmalspurbahn ist in hohem Maße bedauerlich.


14.05.1997/ Die Torfbahn liegt still, es ist in diesem Jahr noch nicht gefahren worden. Die Abbaumaßnahmen an der Strecke haben noch im vergangenen Jahr begonnen. Ein gut 3 km langer Teil der Strecke, die jetzt willkürlich im Wald endet, liegt noch. Die Gleise des abgebauten Drittels wurden an Arne Hjalmarsson (= Mullmäster AB, Aneby) verkauft. Dort soll eine Torfbahn neu aufgebaut werden.

Das Torfwerk arbeitet z.Zt. noch und verarbeitet Torf, der per Lkw in großen Wechselcontainern aus Sandhagen herangefahren wird. Der Torf wird auf dem Werksgelände ausgekippt und per Radlader durch eine mit einer Plane verschlossene Öffnung in das Torfwerksgebäude geschaufelt.

Es gibt Pläne, nach der bevorstehenden Stillegung das Werk als Museum herzurichten. Dafür fehlt aber z.Zt. noch das Geld. Solange darüber nicht entschieden ist, soll die Strecke nicht weiter abgebaut und der Fuhrpark nicht abgegeben werden. So interessiert sich z.B. das Industribanemuséet Frövi für eine (oder beide) der mit Planen zugedeckten abgestellten Loks; Mullmäster AB (s.o.) hätte gern die benzinelektrische grüne Holzlok übernommen.

Im Falle einer Stillegung von Ryttaren wird in Stockås eine neue Verarbeitungsanlage errichtet, die denjenigen Torf produzieren soll, der derzeit in Ryttaren hergestellt wird.

Zusatzbemerkung (Stand 2001): Inzwischen wird das Torfwerk in Ryttaren museal erhalten, und in der Sommersaison werden auch offizielle Besichtigungen mit Befahrung der Torfbahnstrecke angeboten. Das Gleis ist nicht mehr weiter zurückgebaut worden. Nähere Infos gibt es unter www.ryttaren.nu.

 


© Reisebericht von Ulrich Völz