Bahn-Express

UNIK sphagnum AB, Wennerbergsgatan, S-287 32 Strömsnäsbruk

(ex Svenska Düsovit AB)

03./09.10.1994 (Småland)/ Auch hier war schon Feierabend, doch der einzige noch anwesende Arbeiter ignorierte meine mühselig zusammengesuchten Volkshochschulkenntnisse der Landessprache völlig mit den Worten "Ich verstehe nichts, ich spreche nur deutsch" ...

Auf dem Gelände eines ehemaligen Sägewerkes wird hier ein komplett neues Torfwerk hochgezogen. Die Aktivitäten haben erst in diesem Jahr begonnen, inzwischen sind 5 Diema-Loks und eine größere Anzahl doppelspurkränziger Blechloren aus Deutschland herangeschafft worden. Die neu verlegte Feldbahnstrecke ist gut einen Kilometer lang und kreuzt an einer Stelle eine kleine Straße, allerdings großzügig mit einer aufwendigen Blinklichtanlage gesichert.

Vom Sägewerk ist nur das Hauptgebäude (wird gerade teilweise renoviert/umgebaut) und eine Überdachung stehengeblieben. Ansonsten ist eine große Fläche asphaltiert, eine kleine Verladeanlage errichtet und ein größerer Haufen Torf aufgeschichtet worden. Eine Stahlhalle war gerade in Bau.

Im Moor ist schon eine große Menge Torf gestochen worden, dennoch scheint der Bahnbetrieb noch nicht recht in Gang gekommen zu sein. Man muß wohl auf das nächste Jahr warten, wenn der gestochene Torf getrocknet ist. Außerdem muß abgewartet werden, ob der Tod des Firmeninhabers und dessen (ebenfalls maßgeblich am Torfgeschäft beteiligten) Sohnes zu Beginn bzw. Mitte dieses Jahres irgendwelche Folgen auf den Betrieb des Werkes haben werden.


13.05.1997/ Das Torfwerk läuft unverändert, allerdings ist in diesem Jahr auf der Torfbahn noch kein Zug gefahren. Man versicherte, im Sommer würde der Betrieb wieder in Gang kommen. Einstweilen waren die vorhandenen Loks im Werk (4 Stück) bzw. im Moor (Diema 1461) abgestellt.

Im Werk liegen größere Mengen aufgestapeltes Gleis, wobei es sich um fliegendes Gleis aus dem Moor handelt, das im Sommer wieder ausgelegt werden soll. Inzwischen ist hier auch schwedisch Betriebssprache geworden.


20.08.2003 / lh/ Am südlichsten Zipfel von Småland direkt neben der E4 befindet sich die Kleinstadt Strömsnäsbruk. Das Torfwerk liegt östlich außerhalb der Ortschaft im Wald. Bis vor kurzem firmierte es noch unter der Bezeichnung Svenska Düsovit AB. Das deutsche Torfwerk Dues betrieb dieses Werk seit ca. 1994. Mit der Übernahme durch das schwedische Unternehmen UNIK wurden erste Rationalisierungsmaßnahmen durchgesetzt denen leider im Mai 2003 auch die Feldbahn zum Opfer gefallen ist. Die 600 mm-Bahn beginnt auf dem Werksgelände und besteht hier nur aus einer langgestreckten Umfahrung. An einem Gleis befindet sich die Entladung, wo die Torfloren einzeln per Hydraulikstempel umgekippt und entleert wurden. Nachdem das Werksgelände verlassen ist beginnt eine längere Steigungsstrecke an deren Ende mit einem aufwendigen Bahnübergang in wunderschöner Umgebung eine kleine Straße überquert wird. Nach weiteren 300 m ist das Torfabbaugebiet erreicht, in das die Bahn schnurgerade hineinführt.

Am Stichtag lag diese Gleisanlage praktisch noch komplett. Auf dem Werkshof stapelten sich jedoch schon die herausgerissenen Abbaugleise, die mit Hilfe eines riesigen Transporters (ähnlich den schwedischen Holztransportmaschinen) aus dem Moor geholt werden. Dieses Gerät mit sechs riesigen Ballonreifen übernimmt auch den Torftransport auf einer parallel zur Feldbahnstrecke errichteten breiten Piste. Die Arbeiter fahren teilweise mit den in Schweden sehr beliebten vierrädrigen “Quads” (ATV = All Terrain Vehicle) ins Moor. Ein skurriler Personentransportwagen der Feldbahn steht dagegen unbeachtet an der Seite herum. So sieht also moderner Torfabbau in Schweden im Jahre 2003 aus ! Waren früher bis zu sechs Leute mit dem Betrieb der Feldbahn beschäftigt, so reicht heute ein einziger Arbeiter für den Torftransport aus. Immerhin äußerte sich ein Arbeiter sehr positiv über die Qualität der früher benutzten Lokomotiven eines bekannten deutschen Herstellers (“die liefen immer !”).

Der Triebfahrzeugbestand setzt sich ausschließlich aus Diema-Maschinen zusammen, die alle um 1994 vom deutschen Dues-Hauptwerk aus nach Schweden verfrachtet wurden. Am Stichtag war der gesamte Fahrzeugpark noch komplett vorhanden. Die freundlichen Mitarbeiter erlaubten mir ohne weiteres eine genaue Inaugenscheinnahme der Loks und aller interessanten Schuppen. Von den Diemas befanden sich nur noch die FNr. 1839 und die FNr. 3003 zusammen mit Torfzügen im Gleis, alle anderen waren bereits abseits der Gleise auf dem Gelände verteilt abgestellt. Zwei Loks (FNr. 1461 und eine unbekannte, ältere DS 14) sollten laut Aussage eines Arbeiters in der nachfolgenden Woche verschrottet werden... Drei größere Loks (FNr. 1839, 2615 und 3003) sollen angeblich nach Chile (?) verkauft werden. Eine DL 6 konnte an einen norddeutschen Feldbahnsammler vermittelt werden.

Bei den Loks fielen zwei besonders auf: die FNr. 1461, eine ältere DL 8 hatte eine Fernsteuerung des Schalthebels eingebaut, die mittels Druckluft betätigt wurde. Außerdem verfügt sie über eine umgebaute Motorhaube. Die FNr. 1839 ist offenbar ebenfalls stark umgebaut worden. Es wurde wohl nur die Originalhaube der 1839 (inklusive Fabrikschild) verwendet und diese auf einen moderneren DS 20-Rahmen gesetzt. Eine weitere laut LV hier nachgewiesene Diema (FNr. 2619, Typ DL 8) war am Stichtag nicht mehr vorhanden, wahrscheinlich ist sie bereits früher verkauft oder verschrottet worden, evtl. liegt auch ein Fehler im LV vor, denn die Arbeiter meinten, daß insgesamt nur sechs Loks vorhanden sein.

Der Wagenpark besteht aus einer Unzahl von Stahlkastenloren, die interessanterweise über Doppelspurkränze verfügen, so daß die Verwendung von Schleppweichen notwendig ist. Es ist sehr schade, daß diese Bahn die hier nur neun (!) Jahre in Betrieb war nun nicht mehr zum Einsatz kommt.


02.10.2003-info/ lh/ Die Diema 2052 ging im September 2003 an die Wedeler Feldbahn. Bei der Lok mit dem fehlenden Fabrikschild müsste es sich nach Recherchen der Wedeler Feldbahn um eine ältere DS 20 handeln (erkennbar am massivem Rahmen und dem Rahmengewicht im vorderen Rahmenteil). Sehr wahrscheinlich ist es die Diema 1780 von 1955.

Lokliste (600 mm):


UNIK sphagnum AB: Der Eindruck täuscht: Die Diema-Loks 3003 und 1839 sind abgestellt und warten auf ihr weiteres Schicksal... (Foto: 20.08.2003, Lars Höpel)


11.05.2004/ uv/ Die Bahn ist stillgelegt, das Werk arbeitet weiterhin. Auf dem Betriebsgelände stehen noch zwei Zuggarnituren mit je 8 bzw. 7 Blechkastenloren und je einer Lok herum.

Nach Auskunft eines Beschäftigten wurde der Bahnbetrieb im März 2003 eingestellt. Anschließend sind 3 Loks nach Chile und eine nach Deutschland verkauft worden. Ein Teil der Gleise ging ebenfalls nach Chile. Einige hundert Meter der Strecke liegen noch. Die jetzt noch vorhandenen Reste sollen erst einmal nicht verkauft werden.


Unik Scanpeat: Nicht mehr im Einsatz: Diema FNr. 3003 und FNr. 1839. (Foto: Ulrich Völz)

 


© Reisebericht von Ulrich Völz
© Reisebericht von Lars Höpel