Bahn-Express

Friedrich Krupp AG, 45143 Essen

29.01.2006-info/ jm/ Friedrich Krupp gründete 1811 eine Gußstahlfabrik in Essen, die 1826 von seinem Sohn Alfred Krupp übernommen wurde. Nach Einzug der Eisenbahn in Deutschland wurde Krupp zu einem wichtigen Lieferanten für Lokomotiv- und Wagenteile. 1852 erhält Krupp das Patent für nahtlose Radreifen, die 1875 zum Firmensymbol wurden.

Die Lokomotivproduktion nahm der Rüstungsbetrieb nach dem I. Weltkrieg auf, da viele Produktionsstätten nun arbeitslos waren. Am 10. Dezember 1919 wird die erste Lok ausgeliefert. Im Vergleich zu manch anderem bereits lange etablierten Lokhersteller gelingt es Krupp, auch in den Jahren der ausbleibenden DRG-Aufträge und der Weltwirtschaftskrise den Lokbau weiter fortzuführen. Man nutzte diesen Zeitraum eher sogar zum Ausbau des eingenen Lokomotivbaus und übernahm 1929 die DRG-Lokquoten der Lokomotivfabrik Hohenzollern (3,4 %) und damit verbunden die einstigen Quoten der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe und der Maschinenanstalt Humboldt. 1930 teilt sich Krupp die Lokquote von 6,2 % der Linke-Hofmann-Werke in Breslau zusammen mit Henschel in Kassel. Nach dem II. Weltkrieg beteiligt sich Krupp an den Ardelt-Werk in Wilhelmshaven.

Das Unternehmen wird 1961 in eine GmbH umgewandelt, aus der am 1. April 1992 die Krupp Verkehrstechnik GmbH entstand. Gleichzeit werden in dieses Unternehmen die MaK-Werke in Kiel und Moers überführt, an denen Krupp schon seit 1964 beteiligt war. Seit 1994 gehörte die Krupp Verkehrstechnik GmbH zur Siemens Schienenfahrzeugtechnik, drei Jahre später wird am 3. Mai 1997 der Lokomotivbau in Essen "sang & klanglos" aufgegeben.

29.01.2006-info/ mw/ In den 1980er Jahren waren die Betriebsteile M3 (zwischen Bottroper und Zollstraße), M2 (ehem. Zeche Helene und Amalie) und M1 (zwischen Bottropper und Hövelstraße) mit Gießerei, Bw, Anheizschuppen und alter Lackierhalle vorhanden. In M3 war unter Anderem die Lokfertigung untergebracht. Die Fertigung umfasste die komplette Herstellung der Lokkästen und Drehgestellrahmen sowie die Komplettausrüstung und Endmontage der Lokomotiven. Aktuell hat sich die Firma Krupp vollständig aus M3 zurückgezogen. Ein Teil der Halle wird durch die Unternehmen Atlas-Copco und SIG genutzt.

Auf dem Betriebsteil M1 gab es noch weitere Gebäude. Zu nennen ist hier vor Allem der zweigleisige Anheizschuppen, in dem Restarbeiten an Lokomotiven und die Vorarbeiten zu Probefahrten sowie – bei dieselelektrischen Loks – die Verkabelung mit dem Belastungswiderstand stattfanden.

Ein wichtiges Teil der Infrastruktur der Kruppschen Werkseisenbahn war die Probestrecke. Hier konnten die Lokomotiven in Betrieb genommen oder geprüft werden. Zu diesem Zweck besaß die Probestrecke die unterschiedlichsten Spurweiten, von 1676 mm (Indien) über Normalspur 1435 mm (natürlich) und Kapspur 1067 mm (Indonesien, Afrika) bis hin zu 1000 mm (Burma). Die Länge der Probestrecke betrug etwa 1100 m, wobei nicht alle Spurweiten über die gesamte Länge durchliefen. Für die elektrische Inbetriebsetzung konventioneller Elloks war sie mit einer Fahrleitung ausgerüstet, die mit 15kV 16 2/3Hz oder 25kV 50Hz versorgt werden konnte. Die Fahrleitung reichte jedoch nur bis zur Brücke über die Köln-Mindener Strecke. Die letzten Elloks, die dort Einstellungsfahrten unternahmen, waren die Loks der Reihe 111. Sämtliche folgenden Drehstromloks wurden an anderen Orten elektrisch in Betrieb gesetzt.

Die Kruppsche Werkseisenbahn war 1989 als selbständiger Betrieb bereits aufgelöst und in die städtische Hafenbahn integriert.

Der eigentliche Lokbau (Krupp Industrie- und Stahlbau) verfügte über eine eigene Werklok Krupp FNr. 3781/1961.


Krupp: Lok 1 der Werkseisenbahn (Krupp 3648/58) fährt nach Überstellung der Lok 4204 für die Thailändische Staatsbahn am Lokgespann vorbei in Richtung "Heimatdienststelle". (Foto: 22.07.1980, Martin Welzel)


Krupp: Lok 2 (Krupp 3387/57) zeigt sich frisch lackiert und am 2. April 1980 untersucht wenige Tage später auf der Drehscheibe. (Foto: 10.04.1980, Martin Welzel)


Krupp: Lok 3 der Krupp Eisenbahn (Krupp 4393/62) bringt die für einen Fototermin aufgestellten Lokomotiven der BR 120 wieder in die Halle zurück. (Foto: 18.01.1988, Martin Welzel)


Krupp: Lok 4 der Kruppschen Werkseisenbahn (Krupp 3647/58) verlässt soeben mit einem beladenen Zug die östliche Seite der Halle M3 über die mittleren Einfahrt. (Foto: 21.04.1988, Martin Welzel)


Krupp: Am 1. September 1980 hat Krupp FNr. 3781 die Lok 4208 (Thailändische Staatsbahn) gerade aus dem Anheizschuppen in die Sonne gezogen. Die meterspurige Thailand-Lok rollt auf insgesamt sechs Rollböcken. (Foto: Martin Welzel)


Krupp: Mitten im bereits ziemlich desolat wirkenden M2-Ambiente wartet KMF 2 auf neue Aufgaben. (Foto: 18.03.1981, Martin Welzel)


Krupp: Hinter die Halle M2 wurden für den Rangierdienst zwei AEG-Akkuloks vorgehalten. Das Bild zeigt die himmelblaue Lok KMF 003 (AEG 5137/38). (Foto: 18.03.1981, Martin Welzel)


Krupp: Auch einen Zweiwege-Unimog gab es bei Krupp. Hier ist er am 16. März 1990 gemeinsam mit 151 082 zu sehen, wie er die Helenenstraße überquert und sich Richtung Essen-Nord davonmacht. 151 082 war die erste mit LZB80 ausgerüstete Lok der Reihe 151 und diente als Musterumbau für die weiteren Umbauten. (Foto: Martin Welzel)

 


© Info von Jens Merte
© Info von Martin Welzel