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Wieneberger Ziegelindustrie Hainichen, 09661 Hainichen/Sachsen

ehem. VEB Ziegelwerke Karl-Marx-Stadt, BT Hainichen

22.03.1998/ dh/ msch/ Der BT Hainichen ist ein sog. "Neuwerk", es nahm 1970 die Produktion von Mauerziegeln in den verschiedensten Formen auf. Der benötigte Rohton (der sog. Rotton) entstammt einer Grube, die an der B 169 in der Ortslage Falkenau liegt und bis 1968 der in jenem Jahr aufgelassenen Ziegelei Hohnstein (Betriebsabteilung BA 11 des Ziegelkombinates Karl-Marx-Stadt) diente. In der Nähe der 1976 aufgeschlossenen Grube IV bestand einst auch die Ziegelei Bertelsdorf, die ihre Produktion aber schon vor 1960 einstellte. Obwohl die aufkommende Beton-Plattenbauweise in der DDR den Baustoff Ziegel massiv verdrängte, kam man nicht umher, diesen Baustoff weiter zu produzieren, zumal weiterhin ein gleichbleibend hoher Bedarf an Ziegeln bestand. Dies war auch der Auslöser für den Neubau des Werkes in Hainichen. Zunächst wurde der Rohstoff (Ton und Lehm) aus der Grube III abgebaut, die ehemals zur Versorgung der in Falkenau produzierenden Ziegelei Hohnstein diente. Der Abtransport des Rohmaterials erfolgte mittels einer 600 mm Feldbahn, die auf ihrem Weg zur Ziegelei die B 169 niveaugleich kreuzte. Mit fortschreitendem Abbau wurde im Zuge einer Streckenverlegung diese Kreuzung durch ein Unterführungsbauwerk unter die B 169 ersetzt, das heute von Straßenfahrzeugen genutzt wird. Die Grube I war nur kurzzeitig von 1970 bis 1972 in Betrieb und präsentiert sich heute als Gewässer, die ebenfalls in den 70er Jahren aufgeschlossene Grube II wurde nach deren Erschöpfung mit Hausmüll verfüllt. 1976 begann die Erschließung der Grube IV, dem Hauptlieferanten von Ton und Lehm.

Von dieser neuen Grube wurde eine ca. 2,5 km lange Feldbahn in 900 mm Spurweite zur Ziegelei Hainichen errichtet, die im Bereich der Werksanlagen unterirdisch (!) verlief. Die Strecke besaß drei Ausweichstellen, die von Signalanlagen überwacht wurden, die die Lokführer im Vorbeifahren mittels Handtastern zu bedienen hatten.

Nach Aufgabe der Grube III als Hauptabbaugebiet wurde die dortige 600 mm Feldbahn im Jahre 1976 stillgelegt und demontiert. In der Grube wird aber bis heute noch gelegentlich Ton abgebaut. Nach der Wende firmierte die Ziegelei zunächst unter "Ziegelwerk Hainichen GmbH", später als "BTS-Bayerisch-Thüringische-Sächsische Baukeramik GmbH & Co KG". Seit dem 1. März 1998 gehört das Werk der in Hannover ansässigen "Wienerberger Ziegelindustrie". Im Zuge der seit 1990 laufenden Modernisierung erfolgte in jenem Jahr auch die Umstellung auf Bandbetrieb, die Träger der Bandanlage wurden der Einfachheit halber auf die Schienenköpfe der Feldbahnstrecke geschweißt. Bis auf eine Lok wurden sämtliche anderen nach 1991 verkauft. Mit der Feldbahn kam auch das Ende eines der beiden Eimerkettenbagger (Wurzen, Typ EB 60), der in der Grube zerlegt wurde, während der zweite noch in der Materialdeponie eingesetzt wird.

Noch vorhanden ist ein Normalspurgleisanschluß an die DB AG, der einst dem Abtransport der Fertigprodukte diente. Obwohl seit 1991 aufgrund der hohen Frachttarife der DB AG nicht mehr genutzt, ist hier noch eine abgestellte Einheits-Werklok anzutreffen, die noch aus den Zeiten des Ziegelkombinates stammt.

Lokliste 600 mm (1975 eingestellt, nur bekannte Loks)

HerstellerFNr.Bj.BauartTypAnmerkung
LKMxxx19xxBdmNs1a)
LKMxxx19xxBdmNs2fa)
LKM250 5101971CdhV 10Cb)
LKM250 xxx19xxCdhV 10C-c)
CKDxxx19xxBdm d)

  1. nach 1960 an BT Karl-Marx-Stadt - Altendorf umgesetzt
  2. Einsatz 1971 -1981, ab 1983 an Pioniereisenbahn Karl-Marx-Stadt Lok 6003, 1990=Parkeisenbahn Chemnitz, 1998 vh
  3. Daten und Verbleib unbekannt
  4. Feldbahnlok aus der CSSR, Einsatz 1970-1973, Verbleib unbekannt

 

Lokliste 900 mm (1990 eingestellt)

Bez.HerstellerFNr.Bj.BauartTypAnmerkung
-LKM250 2901962CdhV 10Ca)
4LKM250 4071965CdhV 10Cb)
-LKM250 xxx19xxCdhV 10Ca)
-LKM250 xxx19xxCdhV 10Ca)

  1. ex Braunkohlenwerk (BKW), 1976-1990 in Hainichen, nach 1991 an Unbekannt verkauft, blaue Lackierung
  2. ex BKW, 1976-1990 in Hainichen, seit 1990 zusammen mit drei Loren Denkmal im Werk, blau

 

Lokliste 1435 mm

Bez.HerstellerFNr.Bj.BauartTypAnmerkung
 LKM252.6.5861976BdmV 10Ba)

  1. neu an VEB Ziegelkombinat Karl-Marx-Stadt, BT Hainichen = Wienerberger Ziegelindustrie, 3/98 abgest. vh, grau

01.03.2003/ er/ Am südlichen Ende des Bahnhofes Hainichen zweigt eine regelspurige Anschlußbahn zu den oben erwähnten Betrieb ab. Nach etwa 500 Meter, alles im Linksbogen liegend, wird das Werksgelände erreicht, hinter einem Gleistor steht abgestellt die werkseigene Lok V10 B LKM 2526586 (wirklich sieben Nummern eingeschlagen, die mittlere 6 steht für das Baujahr 1976, die "normale" Fabriknummer lautet damit 252586 - letzte Untersuchung Th. 09.1983). Aufgrund ihres bereits seit Jahren dauerden Dornröschenschlafes ist der äusserliche Zustand der Lok nicht besonders gut. Die regelspurige Anschlussbahn wurde noch durch das Getreide-Lager der Landwirtschaftlichen Handelsbank zu Hainichen als Nebenanschliesser genutzt. Ausser auf dem Gleisstück, auf dem die Lok steht, wurden alle regelspurigen Gleisanlagen bereits kurz nach der Wende entfernt und die Anschlussbahn außer Betrieb genommen.

Auch von der einst weitläufigen Feldbahnanlagen mit 600 mm Spurweite ist nichts mehr vorzufinden, ausser eingen als Wege genutzte Trassen. Anders hingegen sieht es jedoch mit der in den siebziger Jahren erbauten Feldbahn mit 900 mm Spurweite aus. Obwohl auch hier der Betrieb seit Anfang der 1990iger Jahre eingestellt wurde, ist von den Gleisanlagen noch relativ viel vorhanden. Diese Gleistrassen wurden nach ihrer Stilllegung nämlich mit einem Förderband überbaut, das Förderband wurde direkt auf die Trasse aufgeschweißt. Es wurden nur die Ausweichstellen und die Signalanlagen abgebaut. Von den mindestens drei vorhanden Lokomotiven der Bauart V10C ist nur eine (Nummer Di - 016 - A3) als Denkmal incl. 4 Loren und einen Streckensignal im Eingangsbereich vorhanden. Diese dort vorhande Lok wird ab und zu mal wieder in Betrieb versetzt, um den Motor nicht "anrosten" zu lassen, so wurde mir auf Anfrage mitgeteilt. Das gesamte Gelände ist sehr gut eingezäunt und sollte erst nach Anmeldung betreten werden.


Ziegelindustrie Hainichen: Oben die als Denkmal aufgestellte V10C,
unten die seit über 10 Jahren arbeitslose V10B. (Fotos: 01.03.3003, Erik Rauner)


Ziegelindustrie Hainichen: Diese Aufnahme der V10B im Einsatz stammt von Manfred Uy und endstand am 28. Juli 1987.


Ziegelindustrie Hainichen: Auch die V10C konnte Manfred Uy noch im Einsatz fotografieren, die Aufnahme oben entstand am 29. April 1984.

 


© LRS - Dieter Harnisch, Martin Schiffmann
© Riesebericht von Erik Rauner